Dienstag, 30. Juni 2015

Böse Zutaten oder: Wo versteckt sich Laktose?


Böse Zutaten oder: Wo versteckt sich Laktose?


Nach der Diagnose Laktoseintoleranz kommt in den allermeisten Fällen sehr schnell die Frage auf, wo sich die Laktose (= Milchzucker) verstecken kann, denn in den meisten Lebensmitteln wird sie eben nicht wörtlich als Laktose aufgeführt. Um diese Suche zu vereinfachen und bösen Überraschungen vorzubeugen, wollen wir hier eine Übersicht aufstellen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit aber möglichst umfassend:

Oberste Regel für Laktoseintolerante beim Einkaufen ist: Lesen, lesen und nochmal genau lesen. Irgendwann stellt sich eine gewisse Taktik ein, bei der man das Ganze auch im Überfliegen findet aber das dauert seine Zeit. In den Zutaten braucht man eigentlich immer nur die 𝐟𝐞𝐭𝐭 𝐠𝐞𝐝𝐫𝐮𝐜𝐤𝐭𝐞𝐧 Zutaten anschauen, manchmal sind sie auch 𝐈𝐍 𝐆𝐑𝐎𝐒𝐒𝐁𝐔𝐂𝐇𝐒𝐓𝐀𝐁𝐄𝐍 geschrieben. Dieses macht Allergene (!) deutlicher erkennbar, hierzu sind die Hersteller verpflichtet. Auch, wenn die Laktoseintoleranz keine Allergie ist, so ist alles aus Milch - also auch Laktose - bei bestimmten Allergien relevant. Demnach haben wir das "Glück", dass die für Laktoseintoleranz wichtigen Zutaten auch immer gekennzeichnet sind!

Des Weiteren müssen wir immer wieder feststellen, dass Rezepturen leider ohne Ankündigung verändert werden. Dies ist für uns oft positiv, da Laktose entfernt wird, aber auch den gegenteiligen Fall hat man schon erlebt. Also auch bei bekannten Produkten ab und zu wieder mal überprüfen, ob sie immer noch laktosefrei sind. Oder es im besten Fall geworden sind...

 

Die Falle „Spuren von…“


Vielen Neulingen der Laktoseintoleranz passiert es, dass sie auf die Angabe „kann Spuren von Milch enthalten“ oder „kann Milchbestandteile enthalten“ hereinfallen und diese Produkte meiden. Dies ist jedoch nicht notwendig, denn hierbei handelt es sich lediglich um Verpflichtungen der Industrie, mit der die Hersteller sich absichern. Da eine Deklaration von Milchanteilen mittlerweile glücklicherweise gesetzlich vorgeschrieben ist, beugen Hersteller so vor, um eventuellen Klagen aus dem Weg zu gehen. Faktisch bedeuten diese Aussagen, dass in der gleichen Fabrik auch Produkte hergestellt werden, die Milch(bestandteile) beinhalten. So könnte es im Falle eines Falles sein, dass nach dem Reinigen eines Behälters beispielsweise Restspuren zu finden wären. Diese sind natürlich mikroskopisch klein und stellen daher für den Laktoseintoleranten keine „Bedrohung“ dar. Fazit: diese Sprüche unten auf einem Produkt sind unser „bester Freund“, denn sie sind quasi als Ausschluss eines Laktoseinhalts zu verstehen. Findet man diesen Zusatz nicht auf einer Verpackung, sollte man genau die Inhaltsstoffe begutachten, denn dies kommt nur noch selten vor, wenn das Produkt keine Laktose enthält. Aber auch diese Regel hat leider Ausnahmen. (Wichtig: dieses gilt nur bei Laktoseintoleranz! Milchallergiker müssen sich natürlich eventuell anders verhalten.)

Beispiele:



https://www.facebook.com/Lactosefrei/photos/pb.361168973927666.-2207520000.1435524274./880128625365029/?type=3&theater

Missverständliche Inhaltsstoffe


Eine weitere Falle, in die fast Jeder am Anfang tappt, sind die Inhaltsstoffe, die nach Milch klingen, mit Laktose jedoch nichts am Hut haben. Milcheiweiß und Milchsäure sind die beiden (nicht-) Übeltäter, die verwirren können. Hierzu nur kurz die Info, dass Milcheiweiß nur für Menschen problematisch ist, die auf dieses allergisch reagieren und Milchsäure mit Milch nicht mehr gemeinsam hat als den Namen. Beides wird demnach grundsätzlich von rein Laktoseintoleranten vertragen. Ebenfalls in diese Gruppe fallen die Begriffe Milchsäurebakterien und Milchsauer vergoren (z.B. Sauerkraut).

 

Hinter welchen Zutaten versteckt sich Laktose?


Die Angabe „Laktose“/„Lactose“ findet man nur in den seltensten Fällen auf den Produkten. Umso wichtiger ist es, die Begriffe zu kennen, hinter denen sich die Laktose versteckt. Hier nun eine Übersicht. Für „Anfänger“ bietet es sich an, eine solche Liste in der Tasche dabei zu haben, wenn man sich zum Einkaufen aufmacht.
  • Buttermilch (pulver)
  • Crème fraîche
  • Crème double 
  • Dickmilch
  • Frischkäsezubereitung
  • Joghurt (pulver)
  • Käsepulver
  • Kefir (pulver)
  • Kondensmilch / Kaffeesahne
  • Lactose-Monohydrat
  • Magermilch (pulver)
  • Milch / Kuhmilch / Vollmilch / entrahmte Milch / Milcherzeugni
  • Milchzubereitung
  • Milchpulver
  • Milchzucker / Laktose / Lactose
  • Molke / Molkenerzeugnisse / Molkenpulver 
  • Quark
  • Rahm / Sahne / süße Sahne
  • Rahmpulver
  • Sahnepulver
  • Sauermolke (pulver)
  • Sauerrahm
  • Saure Sahne
  • Schafsmilch
  • Schmand 
  • Schmelzkäsezubereitung 
  • Schokoladenzubereitung (ohne genauere Definition)
  • Stutenmilch
  • Süßmolke (pulver)
  • Vollmilchpulver
  • Ziegenmilch
  • Milchpermeat
  • Zusatzstoff E966 / Lactitol / Laktit
    => oft in Kaugummis oder zuckerfreien Bonbons zu finden
Entgegen der immer noch gängigen Meinung sind die o.g. Milchprodukte auch bei Ziege, Schaf, Stute und Kamel laktosehaltig! Kleine Anekdote: Es ist nur ein einziges Säugetier bekannt, welches laktosefreie Milch gibt: Der kalifornische Seelöwe. ;-) 

 

Sonderfall Butter


Generell gilt, dass ein Lebensmittel, welches Butter enthält, laktosehaltig ist. Allerdings ist der Laktosegehalt der Butter recht gering. Er liegt bei 0,1-1g/100g und Butter ist somit als laktosearm einzustufen. Somit bleibt es Laktoseintoleranten selbst überlassen, ob sie nun normale Butter oder aber die laktosefreie (0-0,1g/100g) zu sich nehmen möchten. Manche nennen es übertriebene Vorsicht und Abzocke (denn der Preis ist ja leider deutlich höher), andere fühlen sich so sicherer. Haben nun aber andere Lebensmittel Butter als Inhaltsstoff, so ist dieser ja in den meisten Fällen nicht der Hauptbestandteil und der Laktosewert sinkt somit prozentual. Es ist also relativ unwahrscheinlich, dass mit Symptomen reagiert wird, sollte Butter der einzige Anteil an Laktose sein. Ein Beispiel:

 

Butterreinfett / Butterschmalz

Ein weiterer verwirrender Begriff kann das Butterreinfett (oder auch Butterschmalz) sein. Dieses ist für Laktoseintolerante absolut unbedenklich. Wasser, Milcheiweiß und Milchzucker (also die Laktose) werden der Butter hier entzogen, so dass das reine Fett übrig bleibt. Dieses enthält also keine Milchbestandteile mehr und kann daher ohne Probleme verzehrt werden. Mehr Infos hierzu gibt es bei Wikipedia.

Milchfett

Milchfett ist ähnlich wie Butterreinfett/Butterschmalz und grundsätzlich unbedenklich. Hier jedoch gibt es noch einen geringen Restlaktoseanteil (~2%), auf den ggfs. ganz empfindliche Menschen reagieren könnten. Dabei muss man dann aber wiederum die oft geringe Menge Milchfett berücksichtigen, die verarbeitet wurde.

Sonderfall Käse

Käse ist ein spezieller Fall, da es hier relativ genaue Richtwerte zur Verträglichkeit gibt. Näheres hierzu findet ihr unter unserem Blogeintrag http://lactosefrei-infos.blogspot.de/2015/05/laktosefreier-kase.html. Bitte beachten: Der Zusammenhang zwischen Kohlenhydraten und Laktosegehalt (wird in o.g. Beitrag erklärt) besteht in dieser Form nur bei Käse!

In welchen Produkten finden sich diese Zusätze?


Laktose ist eines der günstigsten Bindemittel und wird auch gerne verwendet, um Backwaren aber auch Kroketten u.ä. schneller hübsch knusprig braun zu kriegen. Wann immer man nicht- oder neu- Betroffene darauf anspricht, sind sie erstaunt bis erschrocken. Laktose macht kurz gesagt fest und braun. Aus diesem Grund ist die Auswahl an Produkten, welche in irgendeiner Form Laktose beinhalten leider nahezu unerschöpflich. Hierzu gehören auch und gerade Lebensmittel, in denen man es nie erwartet hätte. Beispiele hierfür sind u.a.: Wurstwaren, Knabberzeug (Chips etc.), Süßigkeiten und Würzmischungen / Brühe / Tütenprodukte (Maggi/Knorr fix u.ä.). Selbst in "Fanta Klassik" ist eine große Menge an Laktose enthalten - damit rechnet man nun wirklich nicht. Auch diverse Margarine-Sorten sind laktosehaltig, hier sollte man immer genau nachlesen. Viele Backwaren und Backmischungen sind ebenfalls laktosehaltig, auch beim Bäcker vor Ort empfiehlt es sich nachzufragen, oder noch besser in der ausliegenden (Pflicht!) Liste der Inhaltsstoffe selbst nachzuforschen.

Ein Beispiel für "richtig böse" Zutaten:

"Böser" geht es kaum: In diesen Stapelchips sind sehr viele laktosehaltige Stoffe enthalten (siehe fett gedrucktes):
Crème Fraiche Pulver, Sahnepulver, Joghurtpulver, Vollmilchpulver, Magermilchpulver,
in den Aromen Milcherzeugnisse
und Süßmolkenpulver.

 Ein kurioses Beispiel für unerwartet enthaltene "böse Zutaten":
"Kann Spuren von Milch enthalten" => klingt gut,
Aber: "Emulgator: Sojalecithine (enthält Milch)"
=> NUR IN DIESEM SPEZIELLEN FALL <=
sonst sind Sojalecithine natürlich lactosefrei!

=> Antwort des Herstellers auf unsere Nachfrage hin:

"[...] wir verwenden in unseren Waffeln ein zusammengesetztes Sojalecithin, das aus Sojalecithinen und Milchpulver besteht. Daher deklarieren wir hinter dem Sojalecithin "Milch", um auf das Allergen aufmerksam zu machen. [...]"


Oftmals ist Laktose der Trägerstoff in Medikamenten jeglicher Art. Die Menge ist oft sehr gering (sollte von den meisten Menschen vertragen werden), dennoch gibt es Personen, die auf diese Mengen reagieren. Wer sich laktosefrei ernährt, fühlt sich außerdem meist besser, wenn er auch an dieser Stelle ganz auf die Laktose verzichtet. Am besten fragt man sofort beim Arzt nach, ob das verschriebene Medikament Laktose enthält. Fast immer (nicht zu 100%) gibt es Ausweichmöglichkeiten, die der Arzt oder Apotheker finden können. Allerdings muss der Arzt in diesem Falle gleich auf dem Rezept vermerken, dass nur dieses Produkt in Ordnung geht ("aut idem Ausschluss"). Bei der Anti-Baby-Pille gibt es unseres Wissens nach momentan 4 Präparate, die laktosefrei sind: Enriqa, Valette, Maxim, Femulen.

In Restaurants, Cafés und bei Besuchen ist die „Gefahr“ der versteckten Laktose natürlich am größten, da leider kaum jemand weiß, was es alles zu beachten gilt. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Nur in ausgeschrieben laktosefreien oder veganen (siehe hierzu weiter unten) Restaurants kann man sicher sein, dass alles laktosefrei serviert wird. Generell empfiehlt es sich nicht, sich auf Einschätzungen von Personal zu verlassen, die nicht sicher erscheinen. Es gab z.B. schon öfter den Fall, dass in Eisdielen auf Nachfrage nach laktosefreien Sorten die Antwort „Fruchteis“ kam, welches dann nach kurzer Zeit zu sehr bösem Erwachen führte. Ebenso sind die lieb gemeinten Versuche von Freunden/Familie, laktosefrei zu kochen oft problematisch, weil sich auf Nachfrage ergibt, dass lediglich auf Milch und Sahne verzichtet wurde. Keiner hat jedoch auf die Brühe, die Soße oder die Gemüsemischung mit Zusatzstoffen geachtet. In diesen Fällen heißt es also, sehr genau nachhaken oder aber auf Laktase zurückgreifen (siehe hierzu separaten Blogeintrag http://lactosefrei-infos.blogspot.de/2015/05/die-dosierung-von-laktase-tabletten.html), wenn man nicht ausschließlich Gemüse essen will.

Apropos Gemüse, wann immer man "vegan" (ausschließlich pflanzlich) liest, sei es auf Lebensmitteln, im Restaurant oder in Rezepten - hier gilt Unbedenklichkeit. Dieses gilt natürlich nicht für "vegetarisch" (fleischfrei).

Viel Erfolg beim nächsten Einkauf und laktosefreie Grüße,
eure Admins Björn, Janina, Kerstin und Schirin

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 Weitere Blogartikel:

# Die Dosierung von Laktase - Tabletten #
http://lactosefrei-infos.blogspot.de/2015/05/die-dosierung-von-laktase-tabletten.html

# Laktosefreier Käse #
http://lactosefrei-infos.blogspot.de/2015/05/laktosefreier-kase.html

# Böse Zutaten oder: Wo versteckt sich Laktose? #
http://lactosefrei-infos.blogspot.de/2015/06/bose-zutaten-oder-wo-versteckt-sich.html

# Große Linkliste zu laktosefreien Lebensmitteln #
http://lactosefrei-infos.blogspot.de/2015/07/groe-linkliste-zu-laktosefreien.html

# Pflanzliche Produkte als Ersatz und die Karenzzeit #
http://lactosefrei-infos.blogspot.de/2016/03/pflanzliche-produkte-als-ersatz-und-die-Karenzzeit.html 


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