Samstag, 12. März 2016

Pflanzliche Produkte als Ersatz und die Karenzzeit


Die sogenannte Karenzzeit

Wenn wir von einer Karenzzeit sprechen bzw. diese empfehlen, so beziehen wir uns auf eine Zeit des kompletten Verzichts auf jegliche Milchprodukte tierischen Ursprungs. Diese Abstinenz soll dem Darm (und anderen evtl. betroffenen Organen) die Chance geben, durch kompletten Ausschluss einer Belastung mit Laktose zur Ruhe zu kommen und sich endlich einmal wirklich zu erholen. Wir brauchen an dieser Stelle wohl nicht zu erwähnen, dass übermäßiger Verzehr von Zucker, Fett, Alkohol und ähnlich ungesunden Produkten diese Wirkung nicht unterstützen würde. ;-)

Viele fragen sich nun: „Weshalb? Es gibt doch laktosefreie Produkte!“ Die Erfahrung zeigt, es scheint dann doch der letzte Rest an Laktose zu sein, die allgegenwärtigen weniger als 0,1g/100g, die auf Dauer eben doch eine Belastung darstellen. Der Ursprung, die Milch, reizt den Darm über viele Monate/Jahre hinweg und manchmal ist das zu viel. Das gilt dann eben im Besonderen für die Menschen, die lange Beschwerden hatten, ohne diese einordnen zu können, also weiterhin Laktose in Massen zu sich genommen haben, bis sie endlich die Diagnose erhielten.

Es ist die Erfahrung von vielen Betroffenen, dass eine solche Auszeit dem Darm so viel Regenerationskraft gibt, dass sich am Ende viele Beschwerden, auch solche die auf den ersten Blick gar nicht mit der LI zusammenhängen, bessern können. Ist die LI nicht sehr stark aufgeprägt, kann manch einer hinterher sogar wieder vorsichtig und in geringen Mengen Laktose vertragen. Bei allen anderen wird sich aber fast immer die Verträglichkeit der laktosefreien Produkte oder auch anderer Lebensmittel in Verbindung mit Laktase deutlich verbessern.

All dies sind die Gründe, weshalb eine Karenzzeit gerade zu Beginn nach der Diagnose viel Sinn macht - der Darm wurde hier meist jahrelang unbewusst „angegriffen“. Aber auch für Langzeit-Betroffene macht es Sinn, immer mal wieder eine Auszeit zu nehmen, wenn man merkt, dass die Beschwerden stärker werden oder man weniger verträgt als üblich.

Wie lange eine solche Karenzzeit sein sollte? Da gehen die Meinungen auseinander. Natürlich gilt die Devise: je länger, desto effektiver. Alles unter 3-4 Wochen macht eigentlich wenig Sinn, 2-3 Monate sind super. Manchmal ist der Anfang furchtbar kompliziert und anstrengend, aber wenn man erstmal das System raus hat, wird es irgendwann ganz einfach und fast selbstverständlich. Um diesen Start zu erleichtern, haben wir euch hier einige Grundinfos zu den Alternativen zusammengestellt, damit ihr zu Beginn nicht ganz alleine da steht. Um einen kompletten Überblick zu erhalten, sollte euch der Weg möglichst einmal in einen Biomarkt führen. In den letzten Jahren hat sich im Bereich der veganen Produkte zum Glück viel getan und die Auswahl ist, auch in normalen Supermärkten, deutlich größer geworden.

Produkte ohne tierischen Ursprung

Sei es also um eine Karenzzeit einzuhalten, weil auch die laktosefreien Produkte immer noch Beschwerden verursachen oder gar aus Prinzip...manch einer landet über kurz oder lang an dem Punkt, wo er die Milchprodukte (vielleicht zeitweise) möglichst komplett ersetzen möchte. Wir sprechen hier immer auch von den laktosefreien Produkte, also von allem, was tierischen Ursprungs ist. Das Stichwort "vegan" ist hier euer bester Freund, wenn ihr versucht, die komplett milchfreien Produkte zu identifizieren.

Glücklicherweise wird auch in diesem Bereich die Menge und Vielfalt der verfügbaren Produkte immer größer. Den umfassendsten Bereich stellen natürlich die Milchalternativen dar, doch auch andere Produkte wie Joghurt, Pudding etc. sind mittlerweile in einigen Ausführungen zu finden.

Wir können hier nicht die gesamte Palette vorstellen, sie ändert sich auch viel zu schnell, aber wir möchten einen allgemeinen Überblick darüber verschaffen, was für Alternativen es gibt.

Die Milch-Alternativen

Wir nennen es meistens "Nussmilch" oder "pflanzliche Milch", aber natürlich ist Milch der völlig falsche Begriff. :-) Die Hersteller haben sich auf den Begriff "Drink" geeinigt und diese gibt es mittlerweile in folgenden Varianten:
  • Soja
  • Mandel
  • Reis
  • Hafer
  • Hirse
  • Dinkel
  • Buchweizen
  • Kokos
  • Cashew
  • Haselnuss
  • Macadamia
...und dann auch noch in verschiedenen Mischformen aus diesen Pflanzen bzw. mit geschmacklichen Zusätzen wie zum Beispiel Vanille oder Choco. (Kein Anspruch auf Vollständigkeit!)



Geschmacklich sind sie sehr unterschiedlich und jeder muss sich selbst ein Urteil bilden, was ihm liegt oder eher nicht. Man sollte beim Durchprobieren auch beachten, dass eventuell gleiche Sorten verschiedener Anbieter durchaus abweichenden Geschmack haben können. Eins haben sie jedoch leider alle gemeinsam: den immer noch recht hohen Preis. Hierbei liegen Soja, Reis und Hafer ähnlich wie laktosefreie Milch, die "Nüsse", also Cashew, Macadamia und Mandel aber doch deutlich höher. Mit einem Preis zwischen 2 und 3 Euro liegt ein Liter Mandelmilch natürlich wirklich weit oben, was für viele Betroffene sicher die größte Hürde sein dürfte. Hier lohnt es sich auf alle Fälle, auf Angebote zu achten, da der Unterschied zur laktosefreien Milch dann oft nicht mehr groß ist.

Es gibt auch noch die Möglichkeit verschiedene Sorten „Nussmilch“ selbst herzustellen. Leider sind die Nüsse/Mandeln an sich ja schon recht teure Produkte und man muss daher abwägen, ob sich die Mühe tatsächlich lohnt. Wer Interesse hat, findet hier ein Beispiel-Rezept: http://www.projekt-gesund-leben.de/2014/12/mandelmilch-selber-machen/

Andere Ersatzprodukte

Auch für viele der anderen Milchprodukte findet man heute pflanzlichen Ersatz. Soja hat in den letzten Jahren durch Tofu, die alternativen Milchprodukte und eine anfänglich positiv belegte Auswirkung auf die Gesundheit einen ziemlichen Boom hinter sich. Dies wird mittlerweile von einigen Seiten wieder in Frage gestellt. Wir möchten an dieser Stelle keine Diskussion zu Soja führen, jeder kann sich selbst informieren und für sich abwägen, ob und wie er sich dazu einstellt. Stichworte (zum googeln) wären in diesem Zusammenhang: Produktion, Gesundheit und auch wieder Unverträglichkeit. Ja, durch das zunehmende Vorhandensein von Soja in Nahrungsmitteln nehmen auch hier Unverträglichkeiten zu, die nach anfänglichen Zweifeln wohl durchaus existieren.
Es ist also eine Frage der Einstellung UND Verträglichkeit, ob man Soja zu sich nehmen möchte. Wie so oft dürfte vielleicht "in Maßen" eine gute Lösung sein. Soja ist nämlich oft zumindest ein kleiner Bestandteil der Zutaten.

Bei den Alternativen für die anderen Milchprodukte wie Joghurt, Pudding, Schmand, Sahne u.ä. gibt es nun in den letzten Jahren endlich mehr als nur Alpro oder teure Ersatzprodukte aus dem Bio-Markt. Die „normalen“ Hersteller sind auf den veganen Trend aufgesprungen und bieten uns somit mehr Auswahl, was Zusammensetzung und Geschmacksrichtungen betrifft. Auch hier gilt: nicht nach dem ersten Produkt „aufgeben“, das einem nicht schmeckt. Gerade in diesem Bereich sind die Geschmacksunterschiede sehr groß. Der eine Joghurt auf Kokosbasis mag nur nach Kokos schmecken, der nächste kaum merkbar. Also heißt das Motto: ruhig einige Varianten testen. Und das alles möglichst immer mit „vorurteilsfreiem“ Kopf.



Käse-Alternativen

Wir wollen ganz ehrlich sein - schmeckt irgendeine der Alternativen wie echter Käse? Nein, sicher nicht so ganz. Konsistenz und Aroma sind immer noch etwas anders, das ist klar. Aber: mittlerweile sind sie zum Teil so gut geworden, dass man sich für eine Weile oder eben für den Alltag mit Ausnahmen (oder sogar für immer) daran gewöhnen kann. Tatsächlich kann das ein wenig dauern, aber der Kopf und die Geschmacksnerven stellen sich um, wenn man sie lässt.
Es gibt für nahezu alles schon Ersatz, vom Camembert bis zum Schnittkäse und Frischkäse in verschiedensten Geschmacksrichtungen. Auch zum Überbacken, für den Grill und als „Parmesan-Ersatz“ gibt es von verschiedenen Anbietern eine Auswahl. Von der Rewe-Eigenmarke bis hin zu „Spezialisten“ wie Simply V, bedda oder Violife seien hier nur einige erwähnt. (Keine Werbung, einfach nur um die Vielfalt aufzuzeigen.)


Fazit

Für den Start in ein laktosefreies Leben, und auch mal zwischendurch, kann eine milchfreie Zeit sehr hilfreich sein. Ob man es braucht, möchte und schafft, muss jeder für sich entscheiden. Klar ist, schaden kann es jedenfalls nie! Lasst euch nicht den alten Bären aufbinden, dass ihr zu wenig Kalzium zu euch nehmt oder gar "Milch braucht". Dies sind längst überholte Theorien und das ist wichtig zu wissen, um guten Gewissens eine Karenzzeit zu beginnen. Viel Erfolg!
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